Das Berner Oberland ist eine der Wiegen des Alpinismus. Schriftsteller wie Albrecht von Haller und Georg Byron riefen, Touristen und Alpinisten kamen in Scharen – und kommen immer noch. Jungfrau und Finsteraarhorn waren die beiden ersten 4000 Meter hohen Gipfel der Schweizer Alpen, welche bestiegen wurden (1811 und 1812) – sie blieben viel bewunderte und umworbene Ziele.
Die erste Expedition in der Geschichte des winterlichen Bergsteigens führte den Solothurner Franz Joseph Hugi und seine Führer im Januar 1832 von Grindelwald auf den Strahleggpass. Etwas später wurde der Unteraargletscher zum Mittelpunkt der Gletscherforscher und Hochgebirgler; sie errichteten 1840 das „Hôtel des Neuchâtelois“, allerdings mehr ein Biwakplatz als ein Gasthaus. 1844 entstand über diesem Gletscher ein richtiger Bau, das Pavillon Dollfuss, Vorläufer der heutigen Lauteraarhütte. In dieser Zeit wurden die stolzen Gipfel Lauteraarhorn und Wetterhorn erstmals bestiegen.
Und so ging es weiter: mehr Unterkünfte für Bergsteiger, mehr bestiegene Gipfel, neue Routen. Wie an der Jungfrau (Rottal 1864, Guggi 1865) und am Mönch (Nollen 1866): Meilensteine am Weg zum Schwierigkeitsalpinismus. Mit der dramatischen Geschichte um die erste Durchsteigung seiner 1650 Meter hohen Nordwand von 1935 bis 1938 rückte der Eiger in den Mittelpunkt alpinistischen Geschehens, wo er auch heute noch steht.
Wer immer auf die Gipfel stieg, wer immer darüber schrieb: Am Berner Oberland führte und führt kein Weg vorbei. Staubbachfall, Kleine und Grosse Scheidegg, Jungfrau, Wetter- und Finsteraarhorn, Eigernordwand, Grimselgranit und Kanderstegereis waren und sind Kristallisationspunkte alpinen Geschehens. Sie sorg(t)en für Schlagzeilen auch ausserhalb der Bergsteigerszene. Berühmte Berner Oberländer wie Christian Almer und Ueli Steck hinterliessen ihre Spuren weit über den Eiger hinaus. Und das von Jürg von Känel propagierte Plaisirklettern sorgt seit 1992 bei vielen Kletterern für Genuss und bei einigen für Verdruss.
Die meisten Hütten, welche der 1863 gegründete Schweizer Alpen-Club zu Beginn errichtete, lagen im Berner Oberland, wie 1864 die Trifthütte, die erste mit festem Dach. In der 1869 erstmals erbauten Berglihütte über dem Eismeer lässt sich wie nirgends sonst erleben, wie Bergsteiger vor 100 Jahren logierten. Sie liegt seit 2001 im Unesco-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch.
Region: Oberland
Kategorie: Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum
Trägerschaft: Schweizer Alpen-Club SAC