Tiere tragen vermutlich bereits seit den Anfängen der Viehzucht Glocken. Als Zeichen der Domestizierung helfen Glocken den Hirten, ihr Vieh bei Nebel und in der Nacht auf den weiten Flächen der Weiden wiederzufinden.
In der Schweiz waren Glocken, die aus Bronze gegossen wurden, über lange Zeit ausschliesslich zeremoniellen und religiösen Zwecken vorbehalten. Im 18. Jahrhundert begann man, diese in der Viehzucht zu verwenden, und ihre Nutzung weitete sich gegen 1820 weiter aus. Von Beginn an zierte eine Vielzahl unterschiedlicher Motive wie Medaillons, Kreuze, Broschen sowie militärische Embleme, Knöpfe oder gar Münzprägungen die Glocke. Diese Motive erzählten vom Alltag der Giesser und Landwirte. Die Motive reflektierten gleichsam den Glauben, die Hoffnungen und Ängste der Landbevölkerung von damals und heute.
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis heute lässt sich in der Schweiz die Existenz von ungefähr 200 Giessern belegen. Die Pioniere unter ihnen waren wandernde Kesselschmiede aus dem Piemont, die ihre Sommer in der Schweiz verbrachten und auf Bauernhöfen oder Dorfplätzen ihre Glocken gossen. Mit der Zeit etablierten sich Werkstätten in der ganzen Eidgenossenschaft. Das in vielen Familien über Generationen hinweg kultivierte handwerkliche Wissen dieser Giesser steht indes vor ernsthaften Herausforderungen. Heute gibt es in der Schweiz lediglich sechs Werkstätten, die diese Fertigkeit noch ausüben. Nur in den Berner Orten Bärau und Uetendorf wird die Viehglockengiesserei als Haupttätigkeit ausgeübt.
Orte: Bärau, Uetendorf
Regionen: Emmental, Oberland
Kategorie: Fachwissen über traditionelle Handwerkstechniken
Ansprechperson: Sylviane Messerli (des.cloches@bluewin.ch)
