Die Wässermatten im Oberaargau (in den Flusstälern der Langete, Oenz und Rot) sind die letzten Reste einer ehemals im Mittelland der Schweiz verbreiteten Kulturform der genossenschaftlichen Wiesenbewässerung und Düngung.
Die Praxis lässt sich bis ins 9. Jahrhundert zurück verfolgen; gefördert durch die Meliorationen der Zisterziensermönche des Klosters St. Urban im 13. Jahrhundert. Es wurden weitverzweigte Systeme aus Kanälen und Gräben geschaffen, Dämme geschüttet und Hauptbewässerungsgräben mit Brütschen (Schleusen), Seitengräben mit Ablissen (Wässerauslässen), «Wuhren» (Wehre) sowie Staubrettern angelegt. Die Wässermatten wurden früher mehrmals im Jahr gewässert; die mitgeschwemmten Schwebstoffe düngten die Matten. Die Hauptgräben wurden von den Wässermatten-Genossenschaften im Gemeinwerk, die Seitengräben privat unterhalten. Der Uferschutz ist bis in die Gegenwart Aufgabe der Anstösser. Die Unterhaltspflicht der öffentlichen Gewässer liegt heute zumeist bei den Gemeinden.
Die Wässermatten sind exemplarisch für den Umgang mit der Natur und für frühe genossenschaftliche Organisationsformen. 1983 wurden die Wässermatten ins Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BNL Objekt 1312) aufgenommen.
Orte: Rohrbach, Ursenbach, Madiswil, Lotzwil, Langenthal, Roggwil BE, Bettenhausen, Herzogenbuchsee, Melchnau
Region: Emmental-Oberaargau
Kategorie: Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum
Trägerschaft: Wässermatten-Stiftung