Die Harder-Potschete findet jeweils am Berchtholdstag, dem 2. Januar, in Interlaken statt. Furchterregende Holzmasken, Potschen genannt, ziehen durch die Strassen und Gassen auf dem Bödeli und vertreiben die bösen Geister des alten Jahres. Angeführt werden sie vom Hardermannli, begleitet von seinem Wyb, zwei Harderzwergen und seit jüngster Zeit auch vom Mönch, der in der mit dem Brauchtum verknüpften Sage die Hauptrolle spielt.
Entstanden ist der Brauch aus der Kombination der Sage vom Hardermannli und dem uralten Brauch des Chlummlens. Maskiert und bewaffnet zogen im 17. Jahrhundert die Jugendlichen zum Kloster Interlaken, wo ihnen nach altem Brauch zwölf Mass Wein, zwölf Brote und fünf Churerbatzen verabreicht wurden. Ein Schreiben des Schultheissen von Unterseen nennt die Spende «guet Jahresgaben». Das mochte sie im 17. Jahrhundert gewesen sein; ursprünglich handelte es sich um eine Gabe für die Toten, welche man den Maskierten verabreichte. Auf dem Bödeli ist die Chlummlerei am 2. Januar in Bubenkriege der rivalisierenden Banden aus Interlaken, Unterseen und Matten ausgeartet. Die Gestaltung des Brauches verlangte daher nach einer neuen, geordneten Form, die der heutigen Zeit besser ansteht als die wilden Prügeleien.
Mit der Anlehnung an die Sage vom Hardermannli, dem steinernen Antlitz, welches im Harder, dem Hausberg von Interlaken und Unterseen zu erkennen ist, ist es 1956 gelungen, dem Bärzelistag auf dem Bödeli ein traditionelles, aber geordnetes Gepräge zu geben.
Die Harder-Potschete in Interlaken dient als Treffpunkt von Einheimischen, Gästen und «Heimweh-Bödelern». Beim Brauchtum kommt insbesondere der Jugend eine wichtige Rolle zu: Am Umzug laufen jeweils gegen 100 Kinder mit selbstgebastelten Masken aus Naturmaterialien mit. Bis vor kurzem waren die Lehrer auf dem Bödeli bestrebt, mit ihren Klassen Masken zu basteln und am Umzug mitzulaufen.
Diese Bereitschaft ist jedoch kaum mehr vorhanden. Auch mit der Nachwuchssuche tut sich der Harder-Potschete Verein, wie andere ähnlich gelagerte Organisationen auch, teilweise schwer. Der Verein ist dennoch bestrebt, das Brauchtum laufend weiterzuentwickeln und vergessene Traditionen im Zusammenhang mit dem Bärzelistag wiederzubeleben. So ist im Jahr 2010 erstmals, wie es der alte Brauch besagte, die «guet Jahresgab» an die Bevölkerung von Interlaken verteilt worden. Dem Harder-Potschete Verein Interlaken ist es ein Anliegen, das Brauchtum zu erhalten und in den Mittelpunkt zu stellen.
Lieu: Interlaken, Unterseen, Matten b. Interlaken
Région: Oberland
Catégorie: Pratiques sociales, fêtes et rituels
Institution responsable: Harder-Potschete Verein Interlaken