Die vier Landessprachen gelten als eines der charakteristischen Merkmale der Schweiz. Doch diese territoriale Mehrsprachigkeit führt in der Schweiz nur in den sprachlichen Grenzregionen zu einer gegenseitigen Durchdringung der Sprachgemeinschaften, wo Mehrsprachigkeit als solche auch wirklich gelebt wird und sich Individuen in alltäglichen Kontaktsituationen mehr als einer Sprache bedienen. In Biel-Bienne wird die französisch-deutsche Zweisprachigkeit tolerant gelebt.
Ein wissenschaftlicher Vergleich der Zweisprachigkeit in Biel und Freiburg zeigte, dass in Biel die Zweisprachigkeit «vorbildlich gelebt» wird. Biel sei nicht nur eine «kleine Schweiz», was die Verteilung der Sprachen angehe, Biel tauge auch als Musterbeispiel für die Schweiz bezüglich des Umgangs mit der Mehrsprachigkeit. In Biel bestimmt meist jener die Sprache, der ein Gespräch beginnt. Der oder die andere passt sich nach Möglichkeit an, auch wenn er die Sprache seines Gegenübers nur schlecht beherrscht.
Die Mehrsprachigkeit gilt als typisch für die Schweiz, doch nur an den wenigsten Orten wird sie wirklich gelebt. Diese aussergewöhnliche Praxis verdient Anerkennung und Wertschätzung, da sie in den gegenwärtigen Zeiten erhöhter Migration ein gesellschaftspolitisches Zeichen ist für das erfolgreiche und unproblematische Zusammenleben unterschiedlicher Gemeinschaften.
Ort: Biel/Bienne
Region: Seeland, Berner Jura
Kategorie: Mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen
Trägerschaft: Forum du bilinguisme
Diese Tradition ist auch auf der «Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz» vertreten.