Jeweils im Herbst finden auf den Wytweiden der Jurakette die sogenannten "torrées" (vom lateinischen "torrere" für rösten, brennen) statt.
Bei diesem alten Brauch wird mit dem aus Schlagräumungen gesammelten Holz ein grosses Feuer entfacht. Sobald eine ausreichende Glut vorhanden ist, werden einheimische Saucissons in die Glut gelegt, und zwar nach althergebrachten Regeln: Die unter Umständen mit Kabisblättern umwickelten Schweinswürste werden zuerst in ein Pergamentpapier und dann in eine Zeitung (oder in Aluminiumfolie) gewickelt, in kaltes Wasser getaucht, in der Asche eingegraben und während 30 bis 40 Minuten in der Glut gegart und dann zusammen mit Kartoffeln oder Zwiebeln gegessen.
Im "Dictionnaire historique du parler neuchâtelois" von William Pierrehumbert steht unter "torrée" Folgendes zu lesen: "Hirtenfeuer oder ganz allgemein mittelgrosses Feuer, das im Freien entfacht wird." Diese Westschweizer Tradition soll in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden sein. Auch heute finden diese feierlichen Feuerfeste, zu denen sich Familien, Freunde und Vereine zusammenfinden, vor allem noch im Herbst statt.
Ort: Berner Jura
Kategorie: Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum, Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste
Trägerschaft: Fondation Rurale Interjurassienne
Diese Tradition ist auch auf der «Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz» vertreten.