Das Korbflechten ist eines der ursprünglichsten Handwerke der Menschheit und es wurde über alle Generationen in die heutige Zeit weitergegeben. Geflechte sind meist aus vergänglichem Material gefertigt. Geflochtene Behältnisse aus Gras, Zweigen und Wurzeln dienten schon in der frühsten Entwicklungsphase der Menschheit dazu, Gesammeltes zu transportieren und aufzubewahren.
Es wurden Häuser, Matten, Zäune und Fischreusen geflochten. Die ältesten Geflechtsfragmente werden auf 10'000 v. Chr. datiert. Schon Babylonier haben für ihre Bräuche wertvolle Flechtarbeiten angefertigt und die Römer kultivierten bereits Weiden. In der Jugendstilzeit gab es reich verzierte Flechtmöbel, Lampen, Kinderwagen und Betriebe, welche bis zu 100 Arbeiterinnen beschäftigten und über 30'000 Artikel anpriesen.
Während der Industrialisierung flocht man z.B. Transportkörbe im Akkord. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts ging die Zahl der Flechtbetriebe stetig zurück und ab 1950 wurden in der Schweiz keine Lehrlinge mehr ausgebildet. 1977 wurde die Ausbildung zum "Korbflechter" reaktiviert und 1989 die Interessengemeinschaft Korbflechterei Schweiz gegründet und 1993 einen einheitlichen Berufskundeunterricht aufgebaut.
So wurde das alte Wissen gesammelt und bewahrt, damit das Flechthandwerk weiterhin ausgeführt und weiter entwickelt werden kann. Zusammen mit den Verbänden der Holzbildhauer, Drechsler, Weissküfer und Küfer wurde 2006 der Dachverband Interessengemeinschaft Kunsthandwerk Holz (IGKH) gegründet um die nötige Reform für eine gemeinsame Ausbildung realisieren zu können. Seit dem Abschluss der Reform 2009 lautet die Berufsbezeichnung Korb- und. Flechtwerkgestalter/in EFZ.
Die Herstellung einfacher Körbe erfordert lediglich zwei Hände und ein Messer. So wurden auch im Kanton Bern (z.B. Rüschegg) im Winter Gebrauchskörbe auf jedem Bauernhof, oder von Fahrenden geflochten und als notwendiger Zusatzverdienst weiter verkauft. Geflochten wurde auch in Institutionen (Blindenwerkstätten, Strafvollzug) und es gab Kleinbetriebe für Korbwaren und Korbmöbel, z.B. in Thun.
Das Aufkommen von Karton- und Kunststoffbehältern liess die Nachfrage für Korbwaren sinken. Der Druck von billigerer Importware und die steigenden Löhne zwangen viele Betriebe zum Schliessen. Heute findet das Flechthandwerk in Institutionen und in Einzelbetrieben einen neuen Aufschwung. Nebst Reparaturarbeiten an Flechtwaren und der Neubeflechtung von Sitzmöbeln, sind Massanfertigungen ein wichtiger Schwerpunkt. Es werden künstlerische Arbeiten realisiert und Aufträge in der Innenarchitektur, z.B. Treppengeländer und Trennwände ausgeführt. Aus grüner Weide entstehen Spielplatz- und Parkeinrichtungen.
Orte: Aeschau, Bern, Schwadernau, Langenthal, Thun, Safnern, Krauchthal, Oberdiessbach
Region: Kanton Bern
Kategorie: Fachwissen über traditionelle Handwerkstechniken, Mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen
Trägerschaft: Intressensgemeinschaft Korbflechterei IGK-SCHWEIZ