Trotz den früheren Verfolgungen ist die Glaubensgemeinschaft der Mennoniten (Alttäufer) in der Schweiz lebendig.
Aktuell gibt es im Berner Jura und im Emmental, aber auch in anderen Regionen 14 Gemeinden mit insgesamt etwa 2400 Mitgliedern. Die erhöhte Mobilität führte zu einer soziologischen und theologischen Öffnung. Spezifische Kultur der Täufer ist die Taufe auf Verlangen (keine Kindertaufen), zudem sind sie, als älteste freikirchliche Organisation, nicht in die Landeskirche eingebunden.
Die verfolgten Täufer brachten dem Jura neue Entwicklung (steinige Weiden urbar gemacht, Freiberger-Pferde gefördert, Skis gebaut), sie gründeten – im Sinne der geschwisterlichen Solidarität – Armenkassen, die auch als Bank funktionierten, und eigene Schulen. Diese kulturellen Spezifika sind im Jura bis heute auch an eigenen Siedlungsstrukturen ablesbar: Man findet mehrfach eine Einheit von Bauernhof, Kapelle und Schulhaus. Die Zweisprachigkeit zeichnet die Täufer heute noch aus. Gewisse Gemeinden pflegen alte Traditionen (z.B. der vierstimmige Gesang), und einige übernehmen neue Aufgaben (Drittweltläden, Altersiedlung, Kurse etc.).
Die Geschichte der Täufer ist eng mit dem Kanton Bern verbunden. Gleich nach der Reformation 1528 begannen die Verfolgungen: Weil sie ihre Kinder nicht in der Staatskirche taufen liessen, den Kriegsdienst verweigerten und den Untertaneneid ablehnten, galten sie als Staatsrebellen. Im 16. und 17. Jh. wurden sie mit Todesstrafen und Repressalien verfolgt, die Täufer wichen ins Emmental und Berner Oberland aus, später auch in den Jura, wo es heute noch Orte gibt, in denen mehrheitlich Täufer leben (Moron).
Ort: Emmental-Oberaargau, Berner Jura
Kategorie: Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste
Trägerschaft: Konferenz der Mennoniten der Schweiz