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Manuelles Kirchenglockengeläut von Frauenkappelen

In der Kirche von Frauenkappelen werden die Glocken bis heute noch von Hand geläutet. Die Sigristinnen, die Elfuhrglöckner und die Glöcknermeisterin sowie eine grosse Gruppe von Freiwilligen und Konfirmanden helfen diese Tradition aufrecht zu erhalten.

Die Gottesdienste werden mit allen drei Glocken (Ton b, 450 kg, 1890 / Ton d, 200 kg, 1921 / Ton fis, 130 kg, 1890) während 15 Minuten manuell eingeläutet. Die drei Personen, darunter auch Kinder und Jugendliche, ziehen hierzu im Glockenturm an den dicken Seilen und lassen das Geläut kurz vor dem Halbstundenschlag wieder verklingen. Die Einsätze der Freiwilligen werden von der Glöcknermeisterin in einem halbjährlich erstellten Glockenläutplan koordiniert.

Neben dem Glockengeläut zu kirchlichen Handlungen erklingen in Frauenkappelen die Kirchenglocken auch zu andern Anlässen und Gebräuchen: beispielsweise an der 1. August-Feier des Dorfes oder zum Jahreswechsel. Eine Besonderheit ist das Elfuhrgeläut, das aus einer alten Tradition heraus von Montag bis Samstag um 11 Uhr während fünf Minuten mit der grossen Glocke (Ton b) erfolgt. Mündlichen Überlieferungen zufolge soll das «Elfiglüt» die Bauern auf dem Felde an die Mittagszeit erinnert haben. Die Elfuhrglöckner steigen zur Ausübung ihres Dienstes Woche für Woche an ihrem jeweiligen Wochentag gewissenhaft in den Glockenturm von Frauenkappelen.

Das manuelle Kirchenglockengeläut zum Einläuten der Gottesdienste und anderen Feiern fördert die Gemeinschaft des Dorfes und der Gemeinde Frauenkappelen. Die drei Personen, welche gemeinsam die Kirchenglocken läuten, setzen sich ganz unterschiedlich zusammen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene treffen aufeinander, manchmal gehören alle zur gleichen Familie, oft stammen sie aus verschiedenen Haushalten der Gemeinde und gelegentlich beteiligen sich auch Auswärtige an dem schönen Brauch. Viele erleben das manuelle Kirchenglockengeläut als eine Bereicherung und schätzen die Aufrechterhaltung dieser Tradition.

Mit dem Rückgang der Schülerzahlen und somit auch der Anzahl Konfirmanden (und Familienangehörigen) befürchtet die Kirchgemeinde, dass Engpässe im Belegungsplan entstehen könnten. Bisher konnten glücklicherweise immer wieder neue Personen für diese Tradition gewonnen werden und es bestehen Pläne auch die jüngeren Schüler der Kirchlichen Unterweisung vermehrt mit einzubinden.

Ort: Frauenkappelen
Region: Bern-Mittelland
Kategorie: Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste
Trägerschaft: Reformierte Kirchgemeinde Frauenkappelen

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