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Platzgen

Platzgen ist ein alter Wurfsport, der schon im Mittelalter in fast allen Gebieten unseres Landes betrieben wurde.

Für diese Sportart wurden viele Namen verwendet wie zum Beispiel Plattenschiessen, Blätteln, Stöckeln, Tötzeln, Jouer aux couthions, jeu de la quille, cavalière, giovar a plattas, Igl stickel, Platta stechel und Pletschgere. Früher war dieser Sport viel verbreiteter als heute, sei es als Zeitvertreib, als Wettkampf oder als Gewinnspiel. Heute ist das Platzgen eine traditionsreiche, beliebte und einheitliche Sportart, die aber leider fast nur noch im Kanton Bern betrieben wird. Beim Platzgen wird ein Wurfkörper, der sogenannte Platzge, Richtung Ries (Ziel) geworfen. Die Wurfdistanz beträgt 17 Meter, bei den Damen 11.5 Meter. Das Ziel besteht aus Lehm und hat einen Durchmesser von 1.40 m. In der Mitte steckt ein eiserner Stock (Schwirren), der 35 bis 40 cm aus dem Lehm ragt und leicht nach vorne geneigt ist. Der Wurfkörper besteht aus gehärtetem Stahl und die meisten sind handförmig, mit fünf Zacken, einem Ahornblatt ähnlich. Um 100 Punkte zu erreichen, muss der Wurfkörper den Stock berühren. Pro cm, die die Platzge vom Stock entfernt liegt, gibt es einen Punkt Abzug.

War das Platzgen früher eher ein «Arme Leute»-Sport, so sind unter den heutigen Platzgern Beamte, Unternehmer, Handwerkern, Landwirte; kurz gesagt, Leute aus allen Schichten anzutreffen. Die ältesten Spiele fanden an so genannten Waid- und Alpstubeten statt. Dort trafen sich Leute beiderlei Geschlechts um verschiedene Spiele auszuüben. Heute wird der Sport in 48 aktiven Vereinen gepflegt, vornehmlich im Oberaargau, im Mittelland und in den Regionen Bern, Thun und Biel. Doch mehr und mehr fehlt dem Sport der Nachwuchs. Das Platzgen ist kein leichter Sport: es erfordert Konzentration, gute Körperbeherrschung und Ausdauer.

Ort: Langnau im Emmental
Region: Emmental-Oberaargau
Kategorie: Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste
Trägerschaft: Platzgerklub Turm Langnau

Diese Tradition ist auch auf der «Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz» vertreten.

  • Zur Detailbeschreibung auf der «Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz».

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