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Sufsunntig im Saanenland

Der Sufsunntig ist ein traditionelles Bergfest mit unterschiedlichen Programmpunkten wie Ländlermusik, Bergpredigt, Tanz, Kegeln und Vorführung der Meisterkuh mit Lebehoch-Gesang. Die Tradition wird auf verschiedenen Alpen des Saanenlandes (Berner Oberland) praktiziert. Je nach Alp wird der Ablauf unter-schiedlich gestaltet.

Der Ursprung der Tradition Sufsunntig ist auf das Treffen der «Chüebuure» aus dem Tal auf der Alp, wo ihre Kühe sömmerten, zurückzuführen. Die Bauern waren eingeladen, die Kühersleute und ihr Vieh zu besuchen. Die Anwesenden wurden aus dem «Käsekessi» mit «Schluck u Nidle» (Milch, die mit Beigabe von Lab gerinnt) verköstigt. Der «Schluck» (ein Käsevorprodukt, altes Dialektwort Suufi) wurde mit einem runden Holzlöffel («Schumlöffel») aus dem Käsekessi getrunken, wobei der «Schluck» geschlürft – im Dialekt «suffe» – wurde. Das Wort «suffe» ist hier ausschliesslich als «schlürfen» zu verstehen und nicht als «saufen» (Quelle: Emanuel Friedli, Band «Saanen» seines Werkes «Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums», 1927). Daraus entstand der Name Sufsunntig. Bei diesen Zusammentreffen wurde die Tradition des «Jutze» und des Singens von Volksliedern gepflegt, es wurde meist auch zu Musik getanzt. Die Vorführung der Meisterkuh stellte der Höhepunkt des Treffens dar.

Der heutige Ablauf des Sufsunntig zum Beispiel auf der Alp «Unders Blatti» in Lauenen beginnt meistens mit einer Bergpredigt. Anschliessend werden die Festbesuchenden mit volkstümlicher Ländlermusik unterhalten, wobei die Tanzfläche rege genutzt werden darf. Zwischen Singdarbietungen des anwesenden Jodlerklubs werden die Gäste mit Speis und Trank durch eine einfache Festwirtschaft verpflegt. Am späteren Nachmittag wird eine schön geschmückte Kuh, angeführt von einem Teil der Musikgruppe, durch die Besitzerfamilie auf den Tanzboden geführt. Dort wird sie von tanzenden Paaren umringt. Früher wählte man die beste Kuh, heute wird meist ein Tier mit ruhigem Charakter eingesetzt. Für die Anwesenden wird vom Kuhbesitzer oder der Kuhbesitzerin Sufsunntigwein ausgeschenkt, im Gegenzug wird für ihn oder sie das Lebehoch gesungen und gejutzt.

Ort: Lauenen, Gsteig, Saanen
Region: Oberland
Kategorie: Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste
Trägerschaft: Jodlerklub Lauenen

Blatti Sufsunntig 2023, geschmückte Meisterkuh auf dem Tanzboden mit der Besitzerfamilie Perreten. Foto: Julia Perreten-Bach
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