Der Begriff „Trychlen“ (auch Treicheln) ist das schweizerdeutsche Wort für Viehglocken. Als Tätigkeit bezeichnet das Trycheln einen alten Brauch im Haslital, bei dem in der Altjahrswoche Jung und Alt mit Viehglocken, Schellen und zum Teil mit Trommeln zum Takt des „Trychelmarsch“ die „bösen Geister“ vertreiben.
Die Trychelwoche beginnt jeweils um Mitternacht am 26. Dezember und hat ihren Höhepunkt am „Übersitz“, dem zweitletzten Arbeitstag des Jahres. Da treffen sich die Trychelzüge von Hausen, Eisenbolgen, Willigen, Unterbach und Hasliberg im Dorf Meiringen und bezaubern mit ihren verschiedenen Klängen und Verkleidungen wie der „Schnabelgeiss“ (giraffenähnliches Wesen), dem „Huttewibli“ (Weib mit Traghutte in der ihr Mann sitzt) oder dem „Wurzelmandli“ (zwergähnliches Wesen) das ganze Tal.
Die Trychelumzüge von Gadmen und Guttannen kommen am Tag vor dem Übersitz und der Trychelzu von Innertkirchen am Tag danach (am Übersitz z’Mondrischt“) auch nach Meiringen. Nachmittags finden jeweils Kindertrychelzüge statt. Getrychelt wird in der Regel bis zum Feierabend des letzten Arbeitstages im alten Jahr.
Der Glaube an übernatürliche Mächte war in alter Zeit im Haslital weit verbreitet. Es wurde angenommen, dass die Seelen Verstorbener und andere Dämonen ihr Unwesen treiben. Mit dem Einzug des Christentums ging der Geisterglaube zurück. Das Trycheln konnte sich halten und wird weiter gepflegt. Es ist das bedeutendste Volksfest im Haslital.
Ort: Meiringen, Gadmen, Guttannen, Hasliberg Goldern, Innertkirchen, Unterbach BE
Region: Oberland
Kategorie: Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste
Trägerschaft: Eidg. Trychler- und Schellentreffen 2014